Schweden: Regen, Berge und Fähren
13.06.2002
Gefahrene Km 60
Es regnet in Strömen. Ich ziehe alle
Regensachen an, die ich mithabe, bin aber doch nach kurzer Zeit
völlig nass. Eigentlich kein Wetter zum Fahrrad fahren. Aber mein Weg
führt mich weiter nach Frederikshavn.
Im Hafenbüro kaufe ich mir die Fahrkarte für
die Fähre nach Schweden. Leider bin ich fünf Minuten zu spät dran.
Die Fähre ist gerade dabei abzulegen. Na ja, die nächste kommt
bestimmt.
So ist es dann auch. Kurze Zeit später kann
ich schon mein Fahrrad im Laderaum der Fähre anbinden. Die Überfahrt
dauert gut drei Stunden.
Kurz vor dem Anlegen in Göteborg lerne ich
noch eine Familie mit drei Mädchen kennen. Alle sind mit dem Fahrrad
unterwegs und nutzten die Überfahrt nur zum Einkaufen. Die Familie
bietet sich an, mich durch Göteborg zu führen und zum Wanderheim zu
bringen. Leider ist in dieser sehr schönen Anlage kein Platz mehr
frei. Aber die Heimleiterin telefoniert und bucht für mich einen Platz
in der nahe gelegenen Jugendherberge.
Jetzt muss ich mich erst einmal vollkommen neu
orientieren. Anders als in Dänemark, wo ich nur durch kleine
Fischerdörfer gefahren bin, werde ich von dem Treiben in dieser
großen Stadt und den vielen Autos richtig erschlagen.
Ich bin gespannt, was mich in diesem Land
erwartet und wie ich weiterkomme. Werde ich rechtzeitig bei der
einmal in der Woche verkehrenden Fähre in Bergen ankommen?
14.06.2002
Gefahrene Km 80
Ich habe mich entschlossen, noch einen Tag in
Göteborg zu bleiben und mir die Stadt anzuschauen. Zunächst
fahre ich aber aus der Stadt in südlicher Richtung hinaus. Die Wege
sind total schön, gehen immer am Wasser entlang. Einige typische
Holzhäuser von Schweden finde ich entlang der Strecke, die schon
bergiger als in Dänemark ist.
Zurück in Göteborg besuche ich einen
botanischen Garten. Auf den Besuch von Museen verzichte ich lieber.
Das kann ich auch Zuhause haben. Auf einem großen Platz in Göteborg
erlebe ich ein Lifekonzert mit verschiedenen schwedischen Gruppen.
Endlich finde ich auch ein Internet-Café,
und ich kann schauen, wer mir alles unter "
" eine Mail geschrieben hat. Der Posteingang ist gut gefüllt,
so dass
ich einige Zeit für das Beantworten der Post benötige.
Zum Abschluss des Tages besuche ich ein
vegetarisches Restaurant. Jetzt verstehe ich auch, warum viele
Schweden die Fahrt auf der Fähre zu einem Einkauf genutzt hatten.
Das Essen mit Lasagne und einem Salatbüfett war nur unwesentlich
teurer, als eine Flasche Bier.
Da ich mich für diese Reise doch mehr auf
Natur eingestellt habe, werde ich Morgen die Stadt wieder verlassen.
15.06.2002
Gefahrene Km 100
Nachdem mich meine Mitbewohnerinnen in der
Jugendherberge nicht schlafen ließen (die Schwedinnen wurden erst
kurz vor Mitternacht munter), war ich richtig froh, früh am Morgen
aufzustehen. Noch vor neun Uhr saß ich schon wieder auf dem Rad.
Es geht wieder Richtung Norden. Leider fing es
nach zwei Stunden an zu regnen. Dazu kamen noch steile Anstiege. Ich
war über jedes Ritzel am Fahrrad froh. Aber wo es bergauf geht, geht
es auch wieder herunter. Heute konnte ich stundenlang fahren, ohne
an einem Ort vorbeizukommen. Mir war, als wäre ich der einzige
Mensch, der sich bei diesem Wetter auf die Straße wagt.
Um mich herum gab es heute viel Wasser zu sehen,
über eine riesengroße Brücke konnte ich von einer Landzunge auf die
nächste überwechseln. Die Straßen sind zwar gut, dafür ist die
Ausschilderung schlecht. Meistens bin ich einfach auf gut Glück
weitergefahren, denn auch die Landkarte war heute nicht besonders
hilfreich.
Ich war nass bis auf die Haut, als ich in Norsund
an einem Haus klingelte, dessen Bewohner Zimmer anbieten. Der Preis
hierfür ist sehr hoch (ca. 45 Euro), aber ich war müde, der viele
Regen und die Berge zollten ihren Tribut. Ich erkundigte mich nach
einem Restaurant oder Einkaufsmöglichkeiten, aber beides gab es in
dem kleinen Ort nicht.
Dafür nahm mich der Zimmervermieter mit seinem
Auto mit auf eine Einkaufstour in den nächsten Ort.
16.06.2002
Gefahrene Km 85
Ein kräftiger Südwind hat die Wolken vertrieben,
die Sonne ist wieder am Himmel zu sehen. Das Licht ist total schön
heute, und lässt die Farben der Natur und der bunten Häuser richtig
zur Geltung kommen. Ich fahre lange Strecken direkt am Wasser
entlang. Heute endete der Weg drei mal an einer Fähre, die natürlich
gerade am anderen Ufer war, so dass ich lange Zeit warten musste.
Bis 14.00 Uhr hatte ich gerade mal 30 Km gefahren.
Die Strecke ist noch bergiger und steiler als
gestern. Ich habe das Gefühl, als ob ich gar nicht vorankomme.
Manchmal muss ich den Berg sogar noch gegen den starken Wind
hochkriechen. Mein
Tacho zeigt gerade mal 5 Km/h an. Habe ich den Anstieg geschafft und
freue mich auf die Abfahrt, kommt der Wind wieder von vorne, so dass
ich kräftig treten muss um den Berg hinabzufahren.
In Hunnebostrand finde ich im Wanderheim einen
Schlafplatz. In meinen Beine merke ich heue Abend die vielen Berge,
außerdem scheint die frische Luft in Schweden müde zu machen.
Es ist jetzt 22.00 Uhr und taghell, trotzdem fallen mir beim
Schreiben die Augen zu.
17.06.2002
Gefahrene Km 115
Nach einem ganz tollen Frühstück in dem
Wanderheim geht es bei bedecktem Himmel weiter. Ich komme heute
zügig voran. Manchmal hatte es allerdings den Anschein, dass es
trotz vermeintlich ebener Strecke gar nicht weitergeht. Es ist, als
ob jemand das Fahrrad mit einem langen Gummiband festgebunden hat.
So fuhr ich von einem Ort zu dem nächsten und
machte nur kurze Pausen. Mittags hatte ich bereits 60 Km auf dem
Tacho stehen. Dann musste ich ein längere Rast einlegen, da ich
schon viel Kraft in meine Beine investiert hatte.
Nach der Pause musste ich wieder meine
Regensachen anziehen. Es regnete Bindfäden. Da ich die heutige
Übernachtung in dem Wanderheim in Lommeland fest gebucht hatte,
musste ich aber weiter.
Mit einem Mal war ich in Lommeland angekommen. 7
Km von der Norwegischen Grenze entfernt. Ein Ort aus 4 Häusern und
einem Wanderheim. Hier genehmige ich mir erst mal ein Bier. Wenn ich
den ganzen Tag auf dem Rad nur Wasser trinke, ist das Bier doch ein
willkommene Abwechslung.
Ich habe zwischenzeitlich herausgefunden, dass
die Fähre in Bergen jeden Dienstag fährt. Bis dahin sind es noch
1.122 Km, für die ich mir 14 Tage Zeit nehmen werde.