Kerstin erkundet mit dem Fahrrad die Welt



 
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2009: Von Hannover bis zum Schwarzen Meer: Ein Abenteuer, das Mut erfordert

13.07.2009: Bilje, Kroatien (99 km gefahren)

Den Morgen erlebte ich wie im Film. Zuerst knatterte ein Rasenmäher in der Ferne, dann gesellten sich Kirchenglocken dazu, einige Autos waren zu hören und Annette fragte aus dem Nachbarzelt, ob ich schon wach bin...

Das Frühstück besorgten wir uns im Supermarkt, gingen dann mit unseren Einkäufen in die nächstgelegene Bäckerei und bestellten uns Kaffee, Tee, Teller und Besteck.

Der Radweg heute war gut ausgeschildert, wir fuhren lange Zeit auf dem Hochwasserdamm der Donau, es war aber schon grenzwertig warm. In der Nähe von Mohacs setzen wir mit der Fähre wieder über den Fluss, bis wir dann in Udvar die Grenze zu Kroation passierten.

Der Grenzbeamte fragte uns als erstes, ob wir auch an das Schwarze Meer wollen. Wahrscheinlich sind doch schon mehr Radreisende dorthin unterwegs. Von dem Kroatischen Grenzbeamten bekamen wir einen schönen Stempel in unseren Reisepass. Wieder erlebe ich eine neue Sprache, neue Menschen und eine neue Währung.

In dem kleinen Ort Bilje beziehen wir ein Privatzimmer.


Wieder ein neues Land: Kroatien




14.07.2009: Vukovar (62 Km gefahren)

Nach dem Frühstück fuhren wir weiter in Richtung Osijek, wo wir uns die Stadt anschauten. Mittags zeigte das Thermometer fast 40 Grad an, ich habe das Gefühl, dass ich gar nicht so viel trinken kann, wie ich an Flüssigkeit verliere. Sogar jetzt am Abend sind es noch über 30 Grad. Für Morgen haben wir uns vorgenommen, früher los zu fahren und lieber in der Mittagshitze eine größere Pause einzulegen.

Weiter ging es nach Vukovar. Rechts und links der Strecke warnten uns Schilder vor Minenfelder. Vukovar wirkte sehr bedrückend auf mich. Sehr viele Häuser sind noch zerstört oder weisen noch deutliche Einschusslöcher auf, die Polizei ist überall präsent. Daneben gibt es eine schöne Fußgängerzone, die Cafes sind gut besucht, die Menschen hier arrangieren sich. Das Cafe hier im Erdgeschoss ist neu hergerichtet, die Obergeschosse sind immer noch zerstört, aber mit bunten Geranien geschmückt und auf dem Schornstein des Hauses brütet ein Storchenpaar.

Wir finden Quartier in einer Pension mit einem riesigen Essensaal, mit Blick auf die Donau und sauberen Zimmern.


Unterwegs in Vukovar




15.07.2009: Novi Sad, Serbien (88 km gefahren)

unsere geänderte Reise-Strategie hat sich bereits ausgezahlt: Wecken ist jetzt um 06:30 Uhr und spätestens um 08:00 Uhr fahren wir los, so dass wir bis zum Mittag gut 2/3 der Strecke hinter uns haben.

Heute hatten wir bereits um 10:30 Uhr die ersten 40 Kilometer hinter uns und waren an der Grenze zu Serbien. Mittags machten wir in einer kleinen Kneipe direkt an der Donau gut zwei Stunden Pause, um dann gestärkt weiter zu fahren. Mit dem Grenzübergang hat sich auch die Landschaft geändert. Kleine Landstraßen führen uns durch eine hügelige Landschaft, die zu fahrenden Höhenmeter bremsen unser Tempo und Hinweisschilder sind in kyrillischen Buchstaben geschrieben.

Zum Radfahren gibt es schönere Strecken auf der Welt, dennoch ist es interessant diese Länder und Menschen zu erleben und zu sehen. Allein auf dieser Strecke zu fahren ist nach meinen Eindrücken in den letzten Tagen sehr unspektakulär und langweilig. Es wird immer schwieriger ein geeignetes Quartier zu finden.

Beinahe hätten wir die Fährstelle nicht gefunden, die uns nach Novi Sad bringen sollte. Versteckt zwischen zwei Häusern entdeckten wir sie nur, weil ein Lastwagen zur Anlegestelle fuhr. Die Fähre sah nicht besonders vertrauenerweckend aus, so dass wir Zweifel hatten, jemals am anderen Ufer anzukommen. Kurz nach dem wir abgelegt hatten, ging das ganze Kommando zurück, weil noch ein weiters Fahrzeug mit auf die Fähre wollte.

In Novi Sad, die neben Belgrad zweit größte Stadt in Serbien mit eigener Universität ist, bekommen wir eine Unterkunft in einem schönen Hotel.


Beinahe hätten wir die Fährstelle nicht gefunden


Wieder ein neues Land: Serbien




16.07.2009: 10 Km vor Belgrad (103 Km gefahren)

Wie gestern auch schon sind wir heute morgen sehr zeitig losgekommen und machten uns zum nächsten Ort auf. Unterwegs waren wir uns nicht ganz sicher, welchen Weg wir jetzt nehmen müssen, also fragten wir einen netten Menschen, der uns mit den Worten "Ja, ja" einen Weg zeigte. Dieser Weg führte uns einen anstrengenden Berg hinauf direkt zu einem schönen Ausflugslokal und endete in einer Sackgasse...

Also wieder einige Kilometer zurück und den anderen Weg nehmen. Auf diesem Weg hatten wir mit stinkenden LKWs, Bussen und Traktoren zu kämpfen, dazu kam ein über vier Kilometer steil ansteigender Berg und Temperaturen über 30 Grad im Schatten. Wir waren froh, endlich auf eine kleinere Strasse abzubiegen und zumindestens den starken Verkehr hinter uns zu lassen.

Witzig war unterwegs auch ein an der Straße stehender Serbe, der uns mit den Worten "Gute Reise" begrüßte. Woher konnte er wissen, welche Nationalität wir haben? Mittags machten wir in einer netten Kneipe Pause, auch hier sprach uns der Wirt gleich in deutscher Sprache an. Wir unterhieten uns dann noch nett mit dem aus Remscheid kommenden Wirt über unsere Reise und erhielten auch die Auflösung zu unserer Frage. Ein kleines Symbol auf einer Tasche zeigt das Logo des Autoherstellers Opel. Und wenn man ein Opel-Fahrrad fährt, muss man wohl aus Deutschland kommen. Ich muss dazu sagen, dass dieses Symbol wirklich sehr klein ist, d.h., wir werden also doch sehr genau beobachtet.

Trotz dieser genauen Beobachtung sind die Leute sehr nett, wir haben nicht das Gefühl, dass wir bedroht werden, auch wenn wir hören, dass es hier immer noch nicht registriete Schußwaffen gibt, von denen auch Gebrauch gemacht wird.

Gegen Mittag zogen dann die ersten Wolken auf und es hatte den Anschein, dass es gleich anfängt zu regnen, so dass wir es vorzogen, vor dem Regen weg zu fahren, als großartige Pausen zu machen, so hatten wir bereits um 14.00 Uhr die ersten 80 Kilometer hinter uns.

Am Nachmittag fanden wir kurz vor Belgrad einen Campingplatz, der uns auch eine Hütte zum Übernachten anbieten konnte. Aufgrund des drohenden Gewitters verzichteten wir ausnahmsweise auf das Zelten ;-)


Im Superparkt können wir unseren täglichen Bedarf eindecken




17.07.2009: Kovin, Serbien (85 km gefahren)

Wir waren schon früh in Belgrad, fuhren durch kleine Künstergassen mit gewaltigem Kopfsteinpflaster, vorbei an riesigenen Hochhäusern, so wie sie früher im Ostblock (Plattenbauten) erstellt wurden, sahen Wäschen an den Hauswänden der Hochhäuser hängen, alles sah ziemlich abgewrackt aus, also nicht besonders schön.

Weiter ging es an der Donau entlang, durch ein Industriegebiet. Hier wurden wir sehr genau von den Hunden beobachtet, die dann auch auf einmal auf uns zugelaufen kamen. Ich glaube, ich bin noch nie so schnell geflüchtet, wie in dieser Situation. Glücklicher Weise hatte Annette die Situation im Griff und gebot den Hunden einhalt.

Es war schwierig wieder aus Belgrad herauszukommen. Die Straßenschilder weisen nur kyrillische Zeichen auf, ganz anders als unser Reiseführer. So landeten wir am Ende auf einer Autobahn, die wir auch die nächsten 12 Kilometer nicht mehr verlassen konnten. Wir konnten aber zum großen Teil eine Busspur benutzen, mussten uns also nur vor den hupenden Bussen in acht nehmen.

Mittags wurde es dann wieder tierisch heiß, so dass wir über zwei Stunden im Schatter warteten. Dann ging es weiter bis nach Kovin. Hier wurden wir gleich zu Beginn des Ortes von Zimmer anbietenden Leuten angesprochen und nahmen das Angobt an, ein Quartier im Keller des Hauses zu beziehen, hier ist es schön kühl.


Blick zurück auf Belgrad




18.07.2009: Veliko Gradiste, Serbien (60 Km gefahren)

Wir fahren weiter auf der serbischen Seite der Donau, über kleine Landstraßen und durch kleine Dörfer. Überall sind die Wochenmärkte aufgebaut. Unterwegs begegnen uns alte Traktoren, die einen mit Stroh beladenen Gummiwagen ziehen. Auf dem Fahrersitz drängeln sich gleich zwei erwachsenen Männer und eine Frau sitzt mit ihrem großen Strohhut im Stroh. Ich komme mir vor, als würde meine Kindheit an mir vorüber ziehen. Es ist wie eine Reise, die vierzig Jahre in die Vergangenheit reicht.

Auf dem Damm der Donau ist es heute sehr windig. Wir müssen uns gegen den Wind anstemmen und werden hin und her gebeutelt. Die Fähre über die Donau verpassen wir wieder und müssen fast zwei Stunden warten, bis der Fährbetrieb wieder aufgenommen wird. Unterwegs treffen wir noch drei Reisende, die ebenfalls das Schwarze Meer als Ziel haben. Es ist bei dieser Hitze schwierig zu fahren, teilweise erinnert mich das Wetter an einen Backofen bei dem die Heißluft angeschaltet ist.

In einer Art von Feriendorf schlagen wir auf dem Zeltplatz unsere Zelte auf und gehen noch in einem Nebenarm der Donau schwimmen bevor sich ein heftiges Gewitter mit starkem Regen entlädt. Wir müssen sehen, dass wir schnell in unsere Zelte verschwinden.


Kerstin und Annette auf der Donaufähre




19.07.2009: Donji Milnovac, Serbien (90 Km gefahren)

Heute Morgen ist alles von dem heftigen Regen in der Nacht aufgeweicht. Dafür ist es kühler geworden. Die ersten Stunden waren es kaum mehr als 20 Grad, wir fahren durch den Nationalpark Eisernes Tor. Die Donau ist hier sehr breit, wir genießen ein unbeschreiblich schönes Panorama auf die Berge von Rumänien, es ist einfach nur schön hier. Die Landschaft hier ist wellig bis bergig, der Weg führt durch 14 Tunnel und wir haben etliche Höhenmeter zu bewältigen. Nur ab und zu sehen wir ein Auto, so macht das Radfahren Spaß.

Mittags hängen wir auf einem Rastplatz mit Tischen und Bänken unsere nassen Sachen zum Trocknen auf, bevor es dann weitergeht. Über viele Serpentinen geht es hoch auf einen Berg, wo ein Künstler in einem wunderschön angelegten Garten eine Open Air Galerie mit sehr schönen Skulpturen geschaffen hat. Heute ist einer der schönsten Reisetage. Ich hoffe, dass ich die vielen Fotos, die ich heute geschossen habe, in Kürze mal nach Hause schicken kann.

In Donji Milnovac beziehen wir in einem riesigen Hotel unser Quartier. Mit uns sind wohl noch einige Fußballmannschaften hier einquartiert...


Blick auf die Donau


Nationalpark Eisernes Tor



Weiter nach Rumänien







 


Diese Seite wurde zuletzt geändert am: 19.05.2016  

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