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2009: Von Hannover bis zum Schwarzen Meer: Ein Abenteuer, das Mut erfordert
03.07.2009: Mosonmagyaróvár in Ungarn dem Land der Thermen (70 km gefahren)
Eben noch am Neusiedler See im Burgenland in Österreich, bin ich jetzt in Mosonmagyaróvár in
Ungarn. Die ersten 40 Km waren wohl die einsamste Gegend bisher auf der Reise. Über Feldwege
ging es vorbei an Sonnenblumenfeldern und Wiesen. Der Radweg ist gut ausgeschildert mit
nichtssagenden Zeichen wie "B4" oder "S2". Aber der Wegeplan von der Touristinfo leistet hier
gute Dienste. Teilweise komme ich an Orten vorbei, die nicht mehr als drei Häuser zählen.
In der Mittagszeit fahre ich bei Nickelsdorf über die Grenze nach Ungarn. Dann geht es mit Rückenwind weiter
bis ich schließlich in Mosonmagyaróvár bin. Nachdem ich mir im Ort die hier übliche Währung aus
dem Bankautomat geholt hatte, quartierte ich mich auf dem Campingplatz in der Nähe eines Thermalbades
ein. Da der Preis für den Campingplatz ein Besuch des Thermalbades mit beinhaltet, lasse ich es
mir bis zum Abend in den warmen und heißen Bädern gut gehen.
Die Preise hier im Ort sind schon sehr eigenartig kalkuliert. Für den Campingplatz bezahlte ich
umgerechnet rund 16,00 Euro, für das Abendessen (Spagetti, Apfelsaft und Kaffee) nur 7,00 Euro und
das Bier am Abend kostete gerade mal 1,00 Euro.
Mosonmagyaróvár
04.07.2009: In Bábolna unterm Gartenschirm (85 km gefahren)
Nach dem Aufstehen gab es ein Frühstück für umgerechnet 3,00 Euro, dann bin ich noch einmal
in das Thermalbad eine Runde Schwimmen gegangen. Wieder auf dem Zeltplatz zurück, wurde ich
von meinen Nachbarn angesprochen, wo ich herkomme, wo ich hinfahre und alles Mögliche. Zum
Abschied bekam ich dann noch eine Hirschwurst von einem Jäger geschenkt. Sehe ich wirklich
schon so verhungert aus?
Von Mosonmagyaróvár waren es 40 Km bis nach Györ, eines der bedeutesten Städte in der
ungarischen Tiefebene, eine der wichtigsten Industriestädte. Hier schaute ich mir die historische
Altstadt an. Weiter ging es auf "normalen" Landstraßen, auf den Fahrradweg hatte ich keine Lust.
Die aneinandergereihten Betonplatten, die ein Fahrradweg darstellten schafften es nicht, mich von
den stetigen Erschütterungen beim Wechsel von einer Platte auf die andere zu überzeugen.
An der Straße standen ab und zu einige frisch gestrichene bunte Häuser, die sehr schön anzuschauen
waren. Kurze Zeit später musste ich durch ein kleines Waldgebiet fahren. Hier sah die Welt, insbesondere
die grauen, verfallenen Häuser, noch so aus, als wäre sie vor 100 Jahren vergessen worden.
Am Nachmittag kam ich dann in Bábolna an, ein sehr gepflegtes Städtchen mit einem berühmten
Gestüt. Leider ist das einzige im Reiseführer erwähnte Hotel in der Zwischenzeit ein Altenheim
geworden. Ich fand aber ohne Probleme ein Privatquartier, wo ich in einem Gartenhäuschen mit
Gartenschirm übernachten konnte. Heute Abend kann ich sogar gegen einen kleinen Obolus am Abendbrot teilnehmen.
Noch ein Tipp für all diejenigen, die mit Klickpedalen am Rad reisen. Wenn Ihr Euch nach
Straßenschildern umschaut, dreht Euch nur zu der Seite um, die auch ausgeklickt ist. Sonst kann es passieren,
dass sich der Schwerpunkt von Rad und Reiterin zur anderen Seite verlagert. Dieses wiederum führt
zu blauen Flecken, Schürfwunden und einem Bluterguss an der Hand. Durch die Packtaschen ist das
Fahrrad gut gepolstert und bleibt heile...
Auf dem Weg nach Györ
05.07.2009: Tata am See (65 km gefahren)
Unterwegs nach Tata fuhr auf einmal ein jüngerer Mann eine Zeitlang neben mir und schaute
immer auf meine Radkarte. Dann bat er mich anzuhalten. In gebrochenem Deutsch erklärte er mir,
das die von mir gewählte Route nicht so schön ist, da sie über unbefestigte Feld- und Waldwege
führe. Er zeigte mir eine Alternativroute über kaum befahrene Landstraßen. Das fand ich total
nett. Vielen Dank, junger Mann, für Deine Hilfe.
Von Tata lese ich im Reiseführer, dass hier die älteste Ausgrabungsstätte der Welt sein soll.
Über 500.000 Jahre alte Neandertaler und Vorzeitmenschen soll man hier gefunden haben. Als ich
hier ankam, war gerade ein kleines Volksfest. Wie bei uns zuhause findet einmal im Jahr ein
Volkslauf um einen der Seen mit einer Strecke von 30 Kilometern statt. Leider waren wohl nur
50 Teilnehmer am Start.
In Tata liegt der Campingplatz wieder an einem Thermalbad. Gerade, als ich noch überlege, ob
ich heute wieder zelte oder mir ein festes Quartier suche, fängt es so an zu regnen, dass ich
innerhalb von 5 Minuten bis auf die Haut durchgeweicht war. Die Entscheidung für eine Pension
war gefallen.
Sonnenblumenfelder an der Strecke
06.07.2009: Esztergom - Es wird warm (65 km gefahren)
Ich habe gerade ein Internet Cafe gefunden. Na ja, nicht so ein richtiges. Halt ein Cafe,
wo ich das Internet kostenlos nutzen darf. Nett hier. Einzig die Sprache kann ich nicht
umstellen auf Deutsch. Also geht’s hier nach Versuch und Irrtum. Auch die Tastatur ist
anders belegt.
Heute ist es wieder sehr, sehr warm. 35C - da fällt selbst mir das Radfahren nicht so
leicht. Zumal ich heute wieder etliche Steigungen zu bewältigen hatte. Der Weg wurde sehr
einsam doch sehr schön geführt. Jetzt bin ich in Esztergom.
Auf dem Campingplatz steht immer noch viel Wasser. Eine Wiese wurde heute für Zelte
freigegeben. Da werde ich mich platzieren. Ein kleines Schwimmbad gibt es dort auch. Das
nutze ich natürlich auch gleich aus.
Der Ort ist recht schön mit Marktplatz und Marktzone. Gefahren bin ich heute 65 Km und
etliche Höhenmeter. Heute habe ich sogar mal ein Pärchen getroffen, die auch auf dem
Donauradweg unterwegs sind. Ich glaube es war jetzt das 2. Paar das ich gesehen habe.
So viele Leute fahren den Weg nicht. Die Ausschilderung ist völlig weg. Man fährt nur nach
Beschreibung im Buch und Karte. Doch irgendwie komme ich am Ende immer dort an wo ich hin
will.
Morgen komme ich dann durch das Donauknie. Da werde ich mir wieder viel Zeit lassen und die
Gegend genießen. Vielleicht finde ich ja morgen noch ein richtiges Internet Cafe wo ich
wieder Bilder hochladen kann. Alles ein bisschen schwieriger hier.
Auf dem Weg nach Esztergom
07.07.2009: 20 Km vor Budapest (60 km gefahren)
Ich wollte gestern ja noch auf dem Campingplatz zelten, aber gerade als ich das Zelt
aufbauen wollte, gab es wieder ein Gewitter, so dass ich mich dann doch noch um
entschieden hatte. Mein Quartier in der vergangenen Nacht war ein Container,
nicht besonders komfortabel, aber trocken.
Von Esztergom ging es heute nach Szentendre, cirka 20 Km von Budapest entfernt.
Zuerst freute ich mich, dass es einen gut ausgebauten Radweg entlang der Donau gab,
dann musste ich mich aufgrund des Hochwassers wieder durch stinkenden Schlamm oder
tiefes Wasser kämpfen. Ich wechselte bald darauf wieder auf die Landstrasse, allerdings
ist hier so kurz vor Budapest der Schwerlastverkehr natürlich wesentlich höher, als auf
dem Radweg entlang der Donau. Na ja, ich kann halt nicht alles haben.
Der Verkehr wurde ruhiger, als ich im Donauknie mit der Fähre auf eine "Insel" zwischen
zwei Donauarmen übersetzte. Hier auf der Insel, eine der schönsten Landschaften Ungarns,
ließ es sich wieder entspannt fahren.
In Szentendre hatte ich dann die Wahl zwischen einem nassen und stinkendem Zeltplatz
und einem kleinen Bungalow mit Dusche und WC auf dem Hof. Wie gesagt, ich kann nicht
alles haben. Der Bungalow ist aber groß genug, dass ich das Fahrrad mit hinein nehmen kann.
Natürlich habe ich es vorher gründlich gesäubert…
Szentendre hat eine schöne Künstlerkolonie, fast schon eine richtige kleine Künstlerstadt,
mit einem netten Platz, um den sich viele Lokale reihen, Straßen aus Kopfsteinpflaster
und einem total netten Ambiente.
Gleich kommt mein Eis :-) ...
08.07.2009: Budapest (30 km gefahren)
Ich sitze hier in Budapest wieder in einem Cafe, wo man das Internet kostenlos nutze darf.
Allerdings ist es hier nicht so komfortabel. Ein alter dicker Bildschirm und eine
langsame Verbindung. Egal, fúr Email abholen reicht es.
Ich bin heute auf einen Zeltplatz gegangen. Ziemlich zentral und ganz klein und kuschelig.
Nette Leute aus allen Lándern. Ein Italiener hat mich sofort auf mein Rad angesprochen.
Wow ! Genau das Rad von dem ich schon ewig tráume! Allerdings ist es ihm
zu teuer! Er hat mich natúrlich auch gefragt, was ich bezahlt habe und hat nicht schlecht
gestaunt, als ich ihm sagte, für welchen Preis ich es bekommen habe. Manchmal wird es mir
schon unheimlich, dass das Rad so einen guten Namen hat und so bekannt ist.
Heute habe ich auf dem Weg nach Budapest 2 Hollánder getroffen, die bereits die Tage
zuvor schon immer mal wieder getroffen habe. Zuerst bin ich an ihnen vorbei gefahren.
Spáter haben Sie mich wieder eingeholt und dann sind wir zusammen nach Budapest
reingefahren. War super nett. Auch die 2 haben total úber mein Hollándisches Fahrrad
gestaunt. Meinten dann nur, dass sie sich so ein Rad nicht leisten kőnnten.
Auf dem Campingplatz habe ich auch wieder 2 Leute aus Berlin getroffen, die ich
bereits in Estergom auf dem Campingplatz kennen gelernt habe. d.h. ich habe auf
dem Campingplatz nur das Auto wieder erkannt. Spáter in der Stadt laufen sie mir
natúrlich úber den Weg und er erkennt mich gleich und spricht mich auch an.
Ist doch schon seltsam - oder? Die Stadt ist so groß und doch laufen die 2 mir úber d
en Weg. Na spáter werden wir bestimmt noch ein Bier zusammen trinken.
Mein Rad konnte ich wegschliessen lassen. Dazu das Gepáck, was ich nicht brauche.
Jetzt steht mein Zelt und mit der schmutzigen Wásche da und die Utensilien die ich fúr
Camping brauche. Ich hoffe mal, dass heute Abend auch noch alles da ist. Doch ich muss
schon ein bisschen Vertrauen habe. Ich kann ja nicht immer alles mit mir tragen. Ich
habe nichts außerhalb vom Zelt stehen lassen. Das Zelt habe ich abgeschlossen. Wird schon
klappen. Der Zeltplatz heute ist recht voll. Mal sehen, was da heute Abend abgeht.
Habe heute schon mal eine Stadtrundfahrt gemacht. Mit so einem Hopp on Hopp Ticket. Kann
also immer aussteigen und wieder einsteigen bei all den Sehenswúrdigkeiten. Das nette Mádchen
hat mir sogar eine Sonderpreis gemacht. Musste 1000 HUF weniger zahlen. Das
Ticket kann ich morgen auch noch den ganzen Tag nutzen. So habe ich mir heute schon
mal einen kleine Úberblick verschafft. Morgen werde ich mir dann alles genau anschauen und
Fotos machen.
Freitag werde ich morgens waschen und dann zum Flughafen fahren, um Annette abzuholen.
Vielleicht gehe ich morgen auch mal in das Gellert Bad. Ein super schőnes altes Heilbad.
Mal schauen wie das Wetter ist.
Jetzt ist es schon wieder 20.00 Uhr. Langsam mach ich mich auf dem Heimweg. Ich mőchte
nicht so gern im Dunkeln hier rumlaufen.
Die Donau in Budapest
09.07.2009: site-seeing-tour in Budapest
Budapest
11.07.2009: Dunaföldvár - strammer Nordwestwind von hinten (100 km gefahren)
Gestern auf dem Weg zum Flughafen, fiel mir nichts Besseres ein, als ein Stück über die
Autobahn zu fahren. Anders war es mir nicht möglich Annette abzuholen. Es ist aber alles gut
gegangen, im Verkehrsfunk habe ich mich auch nicht gehört.
Annette bemerkte auf der Rückfahrt zum Campingplatz gleich die nach der Expo2000 von Hannover
nach Budapest verkauften Straßenbahnen vom Typ TW6000. Für den Einsatz in Budapest wurden die Bahnen von
außen in Orange umlackiert, innen sahen wir noch die bekannte grüne Farbe der
Üstrafahrzeuge aus Hannover.
Annette und ich hatten uns natürlich viel zu erzählen, aber das Aufstehen heute Morgen viel uns dann doch leicht, denn ab heute befahren
wir ein Teil der Welt, der neu für mich ist.
Wir kommen gut aus Budapest heraus und fahren immer in der Nähe der Donau in Richtung Süden. Ein
strammer Nordwestwind schob uns vorwärts. Die Verkehrsdichte war sehr gering und so kamen wir
gut voran.
Das schönste überhaupt für heute war, dass wir kurz hinter Budapest weitere drei Frauen trafen,
die ebenfalls auf dem Weg zum Schwarzen Meer sind. Ein gemeinsames Thema von uns allen war, dass
unsere Männer lieber zu Hause geblieben sind, als sich mit uns auf den Weg zu machen...
Kurz vor Dunaföldvár trennten sich dann unsere Wege, da wir auf dem Zeltplatz unser Quartier
bezogen. Ich denke aber, dass wir die Drei noch häufiger auf unserem Weg treffen werden.
Begegnungen: Schweizer Mädels auf dem Weg zum Schwarzen Meer
12.07.2009: (104 km gefahren)
Das Frühstück war ausgiebig und lange, so kamen wir erst gegen 11.00 Uhr am Vormittag los. Irgendwie
quatscht man doch mehr, wenn man zu zweit unterwegs ist. Hatte ich schon erwähnt, dass in Ungarn
das gesamte Geschäftsleben in der Mittagszeit eine Pause macht? Sogar der Fährmann, der uns über die
Donau übersetzen sollte. Wir waren einige Minuten zu spät gekommen. Das war natürlich ärgerlich,
aber nicht zu ändern. Also zogen wir unsere Mittagspause vor und warteten ab, bis der Fährmann
wieder seinen Dienst antrat.
Am Nachmittag ging es dann weiter über Kalocsa, der Stadt mit den weltbekannten Stickereien,
der Volkskunst und dem Gewürzpaprika. Alles ist hier sehr sauber und gepflegt. Auf der Ostseite
der Donau ging es dann auf dem Donaudeich durch ein Naturschutzgebiet weiter bis nach Baja.
Landschaftlich ist es nicht mehr besonders reizvoll, aber die Leute hier sind total nett und das
Essen ist gut. In Baja ist heute das weltberühmte Fischsuppenfest. Um von dem Trubel heute Nacht
nicht allzuviel zu hören, suchten wir uns einen strategisch günstigen Platz auf Campingplatz. Wie
sich leider dann Abend herausstellte, genau unter einer Laterne, irgendwie war es taghell im Zelt.
Annette, meine Reisebegleitung für die nächsten Wochen
Weiter nach Kroatien
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