Bernhard allein zu hause...
Gefahrene Km: Null mit dem Fahrrad, mit dem Laster drei mal zur
Müllkippe und zwei mal in die Stadt zum Einkaufen.
Keiner beachtet mich, alle staunen nur über Kerstin. Was ist denn
schon dabei, mal eben neun Wochen Urlaub zu machen? Den ganzen Tag
nur sitzen und sich die Gegend anzuschauen.
Keine Zeitung berichtet über meine Mühen, die Spuren von neun
Wochen Junggesellendasein wieder zu verwischen. Und das alles
während der Arbeitszeit. Also unter voller Doppelbelastung: Beruf
und Haushalt.
Ihr könnt Euch ja gar nicht vorstellen an was ich alles denken
musste. Blumen gießen zum Beispiel. Da entdecke ich doch nach vier
Wochen eine zarte Pflanze, die ich noch nie vorher gehen hatte.
Jedenfalls nicht in dem Zustand. Gießen nützte da überhaupt nichts
mehr.
Oder Müll raus bringen. Irgendwo hinter dem Stapel von alten
Zeitungen standen heute morgen noch zwei von diesen grauen Tüten.
Wenn ich die jetzt auf die Straße stelle, beschwert sich doch
sicherlich die ganze Nachbarschaft.
Und dann die selbst auferlegten Zwänge. Eine "to-do" - Liste
hatte ich mir für heute geschrieben. Irgendwie musste ich ja bei der
Beseitigung des Chaos Prioritäten setzen. Nachdem ich auf mehreren
Din-A-4 Seiten in kleiner Handschrift die wichtigsten Arbeiten
aufgeführt hatte, gab ich es auf. Mir blieb einfach nicht mehr so
viel Zeit, alles aufzuschreiben.
Aber einkaufen wollte ich doch wenigstens. Ich schaute mir an,
was vor neun Wochen alles im Kühlschrank stand - soweit ich es noch
erkennen konnte - und besorgte alles noch einmal neu. Jetzt kann ich
nicht gerade behaupten, dass das Einkaufen mal so eben zu erledigen
ist. Das dauert vielleicht. Ich glaube, dass ich mindestens 20
Minuten auf meinen Cappuccino warten musste.
Natürlich vergleiche ich vor dem Einkaufen die Preise. Es kann ja
nicht angehen, dass ich für ein und den selben Artikel in einem
anderen Geschäft fünf Cent mehr bezahle. Um nicht von einem Laden
zum nächsten zu laufen, recherchierte ich vorher im Internet.
Schließlich geht das mit unserem DSL-Zugang bis zu sieben mal
schneller.
Gleich kommen die ersten Freunde und Bekannten, die mit mir
zusammen Kerstin entgegenradeln möchten. Ich hätte ja noch gerne
mehr geschrieben, aber es gibt noch viel zu tun...