Niederlande: Ein Paradies für Radler...
28.07.2002:
Gefahrene KM: 115
Ein freundlicher Mann hatte uns gestern Abend noch gewarnt unsere
Räder über Nacht vor dem Hotel abzustellen. Wir nahmen den Hinweis
ernst und kauften uns noch ein Ticket für die benachbarte
Parkgarage.
Wie jeden Morgen nach dem Frühstück rüsteten wir unserer Räder
wieder auf und fuhren los. Heute begleitete mich Bernhard noch kurze
Zeit, dann trennten sich wieder unsere Wege. Bernhard muss morgen
wieder arbeiten und wird den Rest der Strecke mit dem Zug zu fahren.
Mein
Weg führte mich auf sehr gut ausgeschilderten Radwegen durch viele
Ferienorte, am Strand entlang , durch Kiefernwälder und durch die
Dünenlandschaften, die teilweise bis zu 55 Meter hoch sein sollen.
Dementsprechend ist die Strecke teilweise sehr hügelig, was ich gar
nicht für Holland erwartet hatte.
Heute sind viele Radwanderer, Rennradfahrer und Fußgänger mit auf
der Strecke. Kein Wunder, es ist Sonntag und das schöne Wetter wird
von vielen ausgiebig hierzu genutzt.
Am Nachmittag fing ich an nach einem Quartier für die Nacht zu
telefonieren. Die Jugendherbergen entlang der Strecke waren
ausgebucht. Nach vielen Telefonaten fand ich dann endlich ein Zimmer
in einem Hotel in Petten.
Bisher gab es auf meiner Tour nichts, was ich unterwegs vermisst
hatte. Bis ich heute Abend das Glas Weizenbier entdeckte. Ein
Getränk, das in den anderen Ländern nicht so verbreitet ist. Zum
Abschluss des Tages ging ich noch zum Strand, wo ich meine Füße noch
vom Wasser der Nordsee umspülen ließ.
29.07.2002
Gefahrene KM: 103
Leider gab es erst um 08.30 Uhr Frühstück, so dass ich erst
ziemlich spät losfahren konnte. Die ersten 5 Km ging es noch durch
eine Dünenlandschaft, das heißt, der Weg ging ständig hoch und
wieder hinunter.
Dann änderte sich schlagartig die Landschaft und ich fuhr durch
ein total plattes Land. Kein Strand und keine Dünen waren mehr zu
sehen. Dafür tat sich vor mir ein über 30 Km langer Deich auf, der
das Ijselmeer von der Nordsee trennt. Ich setzte meine Kopfhörer
auf, schaltete den MP3-Player an und pedalierte fast zwei Stunden
bei leichtem Gegenwind immer nur gerade aus.
Bald erreichte ich Harlingen, eine niedliche Friesenstadt,
durchzogen von vielen Grachten. Hier fuhr ich kreuz und quer durch
die Straßen, schaute mir den Hafen an und macht zum Schluss noch in
einem schwimmenden Lokal Pause. Das Lokal war auf einer schwimmenden
Plattform in einem der vielen Kanäle errichtet. Jedes mal, wenn
Gäste die Gaststätte betraten oder verließen, schaukelte es wie auf
einem Schiff.
Anschließend ging es weiter nach Franeker, wieder einem typischen
Friesenort, mit schiefen Häusern, bis ich am späten Nachmittag in
Tzummarum eintraf. Hier fand ich eine Unterkunft in einem
witzigen Hotel. Die einzelnen Zimmer waren in einer Scheune
untergebracht, der Aufenthalts- und Frühstücksraum befand sich im
Haupthaus.
Da ich schon relativ früh mein Quartier bezogen hatte, nutzte ich
die Zeit, um mein Fahrrad zu putzen. Ich wollte den Staub aus
Schottland dann doch nicht noch weiter mitnehmen.
30.07.2002:
Gefahrene KM: 117
Die ersten 55 Km meiner heutigen Fahrt gingen wieder ohne viele
Kurven immer am Deich entlang. Dabei stellten sich mir nur viele
Schafe und ein starker Gegenwind in den Weg. Die fast vier Stunden
Fahrt waren ziemlich öde und machten mir überhaupt keinen Spaß.
Als ich unterwegs eine Bank zum Ausruhen gefunden hatte, wurde
mir dieses leider nicht gegönnt. Schafe hatten sich kurz zuvor an
dieser Stelle aufgehalten, so dass es für mich unerträglich war,
hier länger zu verweilen.
Am Nachmittag zog in der Ferne ein Gewitter auf. Das hatte für
mich den Vorteil, dass der Wind drehte und nur noch von der Seite
kam. Ich hatte mir mein Quartier für die Nacht schon heute morgen
gebucht, und wollte auf alle Fälle die Strecke bis nach Usquert
schaffen. Also musste ich weiter kräftig in die Pedale treten
und sehen, dass ich voran kam.
Eine Entschädigung für die heutige Fahrt ist das Gasthaus in
Usquert. Auf einem Bauernhof in einem alten Herrenhaus
untergebracht, wurde mir ein großes, freundliches Zimmer zugewiesen.
Als Tipp für ein Lokal zum Abendessen bekam ich das nördlichste
Gasthaus in den Niederlanden genannt, dass nur noch fünf
Fahrradminuten entfernt sein sollte. Nach gut 20 Minuten erreichte
ich es dann auch. Mein Hunger war zwischenzeitlich so groß, dass ich
von der kleinen Speisekarte fast alle Gerichte einmal
durchprobierte.
Morgen werde ich wohl die deutsch-holländische Grenze überqueren.
Damit neigt sich meine Tour so langsam dem Ende entgegen.