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2009: Von Hannover bis zum Schwarzen Meer: Ein Abenteuer, das Mut erfordert
14.06.2009: Erstes Etappenziel erreicht (ca. 90 km gefahren)
Von Tübingen bis Sigmaringen ging es heute im Flusstal der
Donau entlang. Hier kam ich gut und flott voran. Dann bog der Weg ab auf den
Schwäbischen Alp-Radweg. Hier musste ich mich wieder mühsam die Berge
hochschrauben. Tendenziell hatte ich aber doch das Gefühl, dass es heute eher
bergab zu fahren geht.
Nach über 1.000 km erreichte ich heute Ludwigshafen am Bodensee. Schon als ich aus den
Bergen heraus kam und das erste Mal den See noch
in weiter Ferne gesehen hatte, freute ich mich riesig. Es erinnerte mich an den
letzten Tag meiner Alpenüberquerung, als auf einmal der Gardasee vor uns lag…
Am Bodensee angekommen, war es erst einmal aus mit der Ruhe. Soviel Trubel und
Touristen wie hier hatte ich wohl bisher auf meiner ganzen Reise nicht gesehen.
Um dem einigermaßen zu entgehen, bog ich auf eine ruhigere Nebenstrecke aus und
machte mich auf die Suche nach einer günstigen Unterkunft.
Die nächsten ein oder zwei Tage werde ich hier bleiben, mir die kleine Insel Mainau und den Ort
Konstanz anschauen. Der nächste Streckenabschnitt bis nach Wien wird wieder
anstrengend werden.
16.06.2009: Ein Herz mit Glückskäfer von Rosalie (76 Km gefahren)
Ich sitze gerade in Meersburg am Bodensee in einem Internetshop und versuche verzweifelt
einige Bilder nach Hause zu schicken. Aber entweder stürzt der Rechner oder die Kamera ab,
ich habe schon Angst, dass meine wertvollen Aufnahmen verloren gehen…
Aber von vorne. Heute morgen wurde ich von Rosalie mit einem kleinen Geschenk verabschiedet.
Ich bekam ein kleines, selbstgenähtes Herz und einen Glückskäfer. Mit anderen Worten,
Rosalie wünschte mir für meine weitere Reise von Herzen viel Glück. Rosalie führt mir
Ihren 80 Jahren ganz allein die Pension Rosalie Beirer-Maier, in der ich die letzten Tage übernachtet hatte.
Mir fehlten echt die Worte, so dass ich hier noch einmal vielen, vielen Dank sage.
Meine Fahrt ging dann von Sipplingen über Überlingen weiter bis nach Meersburg, immer am
nördlichen Ufer des Bodensees entlang. Meersburg hat einen sehr schönen alten Ortskern mit
Fußgängerzone, Strandpromenade, Geschäften und Botiquen, Cafes und (wie oben bereits
geschrieben) einem Internetshop. Meine Reise heute verläuft etwas bummelig, weil
ich schon meine morgige Fahrt vor Augen haben, bei der die Gemütlichkeit ein Ende haben wird.
Von Meersburg ging es dann weiter über Immenstaad und Friedrichshafen bis nach Lindau,
kurz vor der österreichischen Grenze. Hier schlage ich wieder mein Zelt auf und bereite
mich mental auf die morgigen Berge vor.
Pension Rosalie Beirer-Maier
17.06.2009: Viele Höhenmeter im Oberallgäu (90 km gefahren)
Heute führte mich mein Weg von Lindau auf dem Bodensee-Königsweg-Radwegüber über
Oberstaufen und Immenstadt bis nach Petersthal am Rottachsee. Nach zweimaligen Anstieg
über jeweils 500 Meter Höhenunterschied wollten meine Beine nicht mehr. Also bezog ich
bereits in Petersthal eine kleine Pension.
Tagsüber begegnete ich einer Gruppe Rennradfahrer, die sich fast eine halbe Stunde
zu mir gesellten und von ihren Raderlebnissen erzählten. Auch einige Radreisende mit
großem Gepäck kamen mir entgegen, grüßten und hielten zu einem kurzen Plausch mit mir an.
Die Gegend hier oben im Allgäu ist super schön, ein tolles Panorama, auf der einen
Seite zeigen sich die Alpen, ab und zu sehe ich mal einen See, die Bauern bieten die
Milch der Kühe zum Verkauf an und Käsereien und Brauereien finden sich am Weg. Zu der
guten Stimmung trägt natürlich auch das Wetter mit viel Sonne und Temperaturen von
fast 30 Grad bei.
Der Allgäu bei schönstem Wetter
18.06.2009: Ganz oben auf dem Berg (83 km gefahren)
Ich hatte heute so viele nette Begegnungen, dass ich bis zum Nachmittag erst rund 40 Km
gefahren war. So traf ich unterwegs Gerda, 61 Jahre, die auf ihrer Reise nur einen kleinen
Rucksack für das Gepäck mitführte. Wir sind gut 20 km zusammen auf der Strecke gewesen und
haben uns dabei ganz prima unterhalten. Ebenso traf ich ein reisendes Pärchen wieder, das
ich bereits in der letzten Pension getroffen hatte. Nach einer kleinen Unterhaltung machten
wir gegenseitig von uns Fotos und dann trennten sich wieder unsere Wege.
Auch die gut 10 Km lange Schotterpiste durch einen Wald und das zweimalige durchqueren eines
Flussbettes brachten mich heute nicht wirklich voran. Etwas stolz war ich dann schon, als ich
mit trockenen Füßen die Furt der kleinen Flüsse überwunden hatte.
Heute ging die Fahrt von Petersthal über Nesselwangen, am Hopfensee vorbei nach Füssen,
weiter zu den Schlössern Hohenschwangau und Neu Schwanstein bis zum Ort Sonnen bei Bad Kohlgrub.
Dieses ist mit fast 1.000 Meter Höhe der höchste Punkt auf dieser Etappe. Neben einem
Sporthotel durfte ich mir einen Platz für mein Zelt auf dem sonst leeren Zeltplatz aussuchen.
Wie sich später herausstellte, wusste nur ich nicht, dass es in der Nacht heftige
Gewitter geben sollte...
Der höchste Punkt der Etappe mit 1.000 Meter üNN
19.06.2009: Dauerregen (55 km gefahren)
Heute Nacht bin ich von einem Gewitter überrascht worden. Es regnete so heftig, dass ich Angst
hatte, dass mein kleines Zelt wegschwimmt. Aber im Zelt ist alles trocken geblieben. Mein Frühstück
zögerte ich heute so weit hinaus, bis sich das Wetter wieder beruhigt hatte.
Ich kam also relativ spät los. Das nasse Zelt brachte jetzt bestimmt ein Kilo mehr Gewicht auf
die Waage. Nach 10 km machte ich heute meine erste Pause. In Cochel am See besuchte ich ein
Museum mit einer Ausstellung von Franz Marc. Dann ging es weiter. Mein Weg führte mich genau
dahin, wo die schwärzesten Wolken waren. Und so fuhr ich dann auch am frühen Nachmittag in
strömendem Regen weiter. Ich hatte das Gefühl, dass ich bereits nach einigen Minuten bis auf
die Haut nass war.
Mein Quartier bezog ich heute in einer kleinen Pension in Bad Heilbronn, wo ich den Abend damit
beschäftigt war, meine Sachen wieder zu trocknen.
20.06.2009: Der Fahrradschlüssel ist verschwunden (91 km gefahren)
Als ich morgens aufstand regnete es. Wieder zog ich meine Abreise hinaus, in er Hoffnung, dass
der Regen endlich aufhörte. Aber irgendwann einmal musste ich ja weiter. Also packte ich meine
Sachen und ging mit den Packtaschen zum Fahrrad, dass ich heute Nacht in der Garage der Pension
geparkt hatte. Ich versuchte, meinen Fahrradschlüssel aus der Tasche zu holen, aber er war nicht
da. Ich überlegte, das Fahrrad war abgeschlossen, der Schlüssel nicht in der Tasche, also konnte
er nur im Zimmer liegen. Hoch ins Zimmer, überall schauen, unter dem Bett, im Bad, auf dem Sessel,
wo ist der Schlüssel. Wieder runter zum Fahrrad. Ich wühlte alle Packtaschen durch, aber er war
nicht zu finden. Sollte ich ihn verloren haben?
Vielleicht hatte ihn ja die Wirtin gefunden. Wieder zur Pension, klingeln und fragen. Nein, ein
Schlüssel hatte sie nicht gefunden. Ich war am verzweifeln, das fehlte mir auch noch, dass ich
den Schlüssel verloren hatte. Gerade wollte ich wieder los, als mich die Wirtin fragte, wie denn
der Schlüssel aussieht. Ich beschrieb den Schlüssel und die Gesichtsfarbe der Wirtin veränderte sich
ins rötliche. Ach den Schlüssel meinen Sie, den habe ich aus Ihrem Zimmer mitgenommen, ich dachte,
der vorherige Gast hätte ihn vergessen, er lag ja so allein auf dem Fernseher, also legte ich ihn vorsichtshalber zur Seite. ...
Gegen Mittag rissen dann die Wolken wieder auf und es wurde total schön. Die Fahrt ging heute
tendenziell bergab und auch der am späten Nachmittag wieder einsetzende Regen behinderte meine
Fahrt nicht wirklich. Über Bad Tölz, vorbei am Tegernsee und am Schliersee, erreicht ich am Abend
Neubeuern in Oberbayern. Nicht weit vom historischen Marktplatz entfernt bezog ich ein Privatzimmer
bei einer älteren Dame.
Von den Aufregungen am Vormittag wurde ich durch das Essen am Abend entschädigt. Spagetti in einer
Heidelbeer-Rotweinsauce mit Hackbällchen aus Wild. Lecker.
21.06.2009: Im Regen am Chiemsee entlang (60 km gefahren)
Am Morgen bin ich in Neubeuern noch auf einen Trödelmarkt gegangen und kaufte mir ein neues
Buch für die langen, verregneten Abende. Obwohl, der Himmel war heute morgen wolkenfrei und
lächelte mich herausfordernd an. Bis zum Mittag, dann regnete es wieder so heftig, dass ich
Schutz in einer Hütte suchen musste. Ich entschied mich, heute so früh wie möglich eine
Unterkunft zu beziehen, im Regen zu fahren macht halt nicht ganz so viel Spaß. Sollte ich
Probleme bekommen, nicht rechtzeitig in Budapest anzukommen, gibt es immer noch die
Eisenbahn...
Es ging heute von Neubeuern - durch das so genannte Chiemgau - über Aschau am
Chiemsee, weiter südlich des Chiemsees entlang bis nach Traunstein. Hier kam ich
wieder bei einem Dachgeber unter.
Weiter nach Österreich
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