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2009: Von Hannover bis zum Schwarzen Meer: Ein Abenteuer, das Mut erfordert
Die Tage davor
Am Samstag gab es noch eine kleine Abschiedsparty. Einige Freunde und Bekannte hatte ich
zum Grillen eingeladen, noch einmal meine Visitenkarte mit der Internet- und eMailadresse
verteilt und die letzten gut gemeinten Tipps entgegen genommen.
Am Sonntag wurde dann gepackt. Stundenlang kramte ich hier und dort, packte ein und packte
wieder aus, bis ich die Hälfte aller Sachen, die ich eigentlich mitnehmen wollte, verstaut hatte:
Zelt, Schlafsack, Isomatte, Karten, Werkzeug und Regensachen. Danach blieb mir noch eine kleine
Packtasche für die Rad- und sonstige Kleidung, die ich in den nächsten zwei Monaten brauchte.
Manche Leser werden sich fragen, wie macht die das. Dazu kann ich nur sagen: Es geht. Und wenn
ich merke, dass ich zu viel mitschleppe, schicke ich überflüssige Dinge wieder nach Hause.
01.06.2009: Die Abreise und ein Tag voller Überraschungen (85 Km gefahren)
Heute ist der 01. Juni 2009. Genau vor sieben Jahren ging es auf die Tour in Richtung Nordsee. Heute
soll mich mein Weg in Richtung Schwarzes Meer führen. Aber erst einmal muss ich loskommen. Das
Fahrrad wird noch einmal kontrolliert, Reifen und Luft sind in Ordnung, die Kette frisch geschmiert.
Dann werden die Taschen auf dem Rad verstaut und weg bin ich ...
Abfahrt am 01.06.2009 um 11:15 Uhr
Ich war vielleicht gerade mal fünf Kilometer entfernt, das hörte ich hinter mir
jemanden meinen Namen rufen. Ein Bekannter aus Wunstorf schloss gerade mit seinem
Rennrad zu mir auf. Er überlegte kurz und entschied dann, mich etwas zu begleiten.
So radelten wir gemeinsam über Bad Nenndorf, Lauenau, Pohle, Bad Münder, Hachmühlen
bis nach Hameln. In Hameln wollten wir noch ein Eis essen und einen Kaffee zusammen trinken.
Da die Welt zwischen Wunstorf und Hameln aber so klein ist, trafen wir noch zwei weitere
Bekannte, so dass wir zu Viert unser Eis genießen konnten.
Begegnungen: Horst fährt mit mir nach Hameln
Bald darauf trennten sich aber wieder unsere Wege. Schließlich wollte ich noch etwas
weiter fahren, bevor ich mir ein Quartier für die Nacht suchen musste. Dieses fand
ich dann auf einem Zeltplatz in Bodenwerder. Spannend dort für mich war, mein Zelt
ohne fremde Hilfe aufzubauen. Nach dem Studium der Gebrauchsanweisung gelang es mir
auch nach einiger Zeit...
02.06.2009: Spagetti in Hofgeismar (100 km gefahren)
Meine erste Nacht im Zelt, ich hatte gut und warm geschlafen. Das Zusammenpacken des Zeltes, des
Schlafsacks und der Isomatte ging deutlich schneller, als der Aufbau am Abend zuvor. Hier wird
sich aber sicherlich noch Routine einstellen.
Der Weg führte mich heute am Weserradweg entlang zunächst bis nach Beverungen, wo ich mittags in
einem Fährgasthaus eine Rast einlegte. Ich überquerte die Weser mit einer Fähre (1 Euro für Frau
und Rad), fuhr den Diemelradweg ein kurzes Stück, bis ich dann auf dem R4 weiter bis nach
Hofgeismar radelte. Hier schaute ich mir noch den Ort an, hatte Lust auf eine Riesenportion
Spagetti und kämpfte wieder mit meinem Zelt. Immerhin nur noch 30 Minuten für den kompletten
Aufbau.
Weserfähre
03.06.2009: Auf dem R4 bis Kerstenhausen (92 km gefahren)
Der Radweg R 4 ist so gut geführt, dass ich eine Landkarte nur noch zur ganz groben Orientierung
benötige. Die Wege führen über Feldwege oder sehr kleine Landstrassen. Mit einem Schnitt von
knapp 17 km/Stunde komme ich allerdings nur langsam voran.
Mittags erreichte ich Wolfshagen. Leider musste ich hier eine Fahrradwerkstatt aufsuchen,
weil ich das Gefühl hatte, dass mein Rad nicht so gut läuft. Irgendwie schlackert das Vorderrad.
Vielleicht habe ich doch zu viel Gepäck geladen?
Ansonsten führt mich mein Weg heute durch das teilweise sehr bergige Hessen-Land, vorbei an
Schloss Garvenburg in Züchen, wo ich eine kleine Rast einlege und zum Ende hin nach Fritzlar.
Von dort ist es nur noch ein kurzes Stück bis nach Kerstenhausen, das ich gegen 18:00 Uhr
erreiche. Hier übernachte ich heute in einem
kleinen Gasthof. Für 25,00 Euro inklusive Frühstück bekomme ich ein schönes,
kleines Zimmer. Außerdem bereitete mir die Küche
eine leckere Spargelcremesuppe und hervorragende Ravioli zu.
Schloss Garvensburg
04.06.2009: Ullrichstein, der wohl höchste Ort in Hessen (82 km gefahren)
Als ich morgens beim Frühstück hinaus schaute, regnete es. Also heute mit Regensachen fahren?
Kaum war ich mit meinem Rad vor der Tür, da schien schon wieder Sonne. Glück gehabt. Es ist immer
noch sehr bergig, teilweise brauche ich über eine Stunde für 5 Km Strecke, weil es nur den Berg
hinauf geht.
Leider läuft das Rad immer noch nicht gut. In Frankfurt werde ich wohl noch einmal eine Werkstatt
aufsuchen müssen. Über den ADFC in Frankfurt frage ich per eMail nach einer Werkstatt, erhalte
aber leider keine Antwort.
Mittag bin ich in Alsfeld, es ist empfindlich kalt geworden. Ich mache nur eine kurze Rast und fahre
auf dem R4 weiter bis nach Ullrichstein, der wohl höchste Ort in Hessen. Der Wetterbericht sagt für
diese Nacht Bodenfrost voraus, also beziehe ich wieder ein Zimmer in einem Landgasthaus.
Schöne Fachwerkäuser in Alsfeld
05.06.2009: Frankfurt am Main (92 km gefahren)
Heute geht es Richtung Frankfurt. Zunächst noch einmal sehr bergig, mit Steigungen von über
10 %. Mit meinen rund 25 Kg Gepäck auf dem Rad ist das gar nicht so einfach zu fahren. Ab Scholten
fahre ich entlang der Nidda, über Florstadt, Maintal, Offenbach, dann noch einmal mit der Fähre
für 0,50 Euro über den Main bis ins Zentrum von Frankfurt.
Um 16:00 Uhr beziehe ich heute schon mein Quartier für dieses Wochenende. Am Montag geht es dann
weiter...
Das bergige Hessenland
Frankfurt am Main
08.06.2009: Diagnose Gabelbruch in Miltenberg (100 km gefahren)
Nachdem der ADFC in Frankfurt wegen EDV-technischer Probleme nicht helfen konnte, suchte ich selbst
einige Fahrradwerkstätten auf. Die Mitarbeiter in den kleinen Fahrradläden waren alle sehr nett,
waren aber alle so ausgebucht, dass ich wochenlang auf eine Reparatur hätte warten müssen...
Heute morgen ging es dann bei strahlendem Sonnenschein in Frankfurt wieder los. Der Radweg am Main
führte mich relativ flach über Hanau, Selingenstadt, Aschaffenburg und Klingenberg, vorbei an
schönen Weinanbaugebieten bis nach Miltenberg. Unterwegs zeugten die fast überall zu sehenden
blau-weißen Fahnen davon, dass ich in Bayern unterwegs bin.
Bei Herrn Straub von
VS Bike in Miltenberg, Mainstrasse 35,
fand ein offenes Ohr für mein Problem. Der Inhaber schaute sich mein Rad sehr gründlich an und
diagnostizierte einen Gabelbruch. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Das Rad fährt zwar noch,
allerdings würden die nächsten Erschütterungen immer mehr dazu beitragen, mich bald mit einem
Totalschaden abfinden zu müssen.
Jetzt ist guter Rat teuer, im wahrsten Sinne des Wortes...
Für mich gab es jetzt zwei Möglichkeiten: Die Reise abbrechen oder ein neues Fahrrad. Ich entschied mich
für ein neues Fahrrad. Herr Straub machte mir einen guten Preis für den Worldtraveller von Koga.
Ein ideales Rad für meine Zwecke. Wir vereinbarten, dass das Rad am nächsten Morgen für mich
noch etwas umgebaut wird, so dass ich dann meine Reise fortsetzen kann.
Begegnungen: Volker Straub von VS Bike
09.06.2009: Mit dem neuen Rad nach Mosbach (70 km gefahren)
Kurz vor Mittag befand sich mein alter, eingesessener Sattel auf dem neuen Rad, so dass ich wieder
losfahren konnte. An dieser Stelle herzlichen Dank noch einmal an Herrn Straub von
VS Bike in Miltenberg.
In einer entspannteren Sitzposition führ ich dann weiter über Amorbach im Odenwald, einmal
über den Berg, auf einer alten Bahntrasse circa 30 Km bis zum Neckar. Der Regen verschonte
mich bis zur Ankunft in der Jugendherberge in Mosbach, wo ich für heute mein Quartier bezog.
VS Bike in Miltenberg: Mein neues Reiserad
10.06.2009: Freiberg am Neckar (85 km gefahren)
Auf meinem heutigen Weg hatte ich echte Zweifel, ob ich jemals wieder zurück ins Büro finden
würde. Die Sonne scheint, ich fahre gemütlich am Neckar entlang, Weinberge säumen meinen Weg,
es ist einfach nur schön hier.
Dass man auch mit wenig finanziellen Mitteln eine Radreise unternehmen kann, erfuhr ich heute Morgen
in der Jugendherberge. Ein junger Mann hatte sich für 10,00 Euro ein Fahrrad gekauft und macht
jetzt seine erste Tour. Vielleicht findet er auch weiterhin Spaß an dieser Art von Reisen, ich
wünsche es ihm.
Mein heutiges Ziel ist Freiberg. Hier treffe ich meine langjährige Freundin Gaby und werde auch
den morgigen Tag dort verbringen.
Bad Wimpfen am Neckar
11.06.2009: Ruhetag
Der heutige Tag war sehr schön. Wir waren in Stuttgart unterwegs, da waren auf mehreren Bühnen Bands zu hören. Waren Cappu trinken, am Fernsehturm, sind spazieren gegangen und haben die Welt verbessert.
Waschen konnte ich auch wieder. Mein Rad pflegen und alles richten für die Weiterfahrt.
Im Süden soll es morgen ja wieder schön sein...
Begegnungen: Gaby
12.06.2009: Ract!-Festival in Tübingen (100 km gefahren)
Bei schönstem Sonnenschein ging es heute Morgen wieder weiter, am Neckartalweg entlang über
Stuttgart, Essling, Nürpingen bis nach Tübingen. Durch diesen Talweg drängelte sich
nicht nur der Radweg, sondern auch eine Autoschnellstrasse, die Bahn und natürlich der Neckar.
Dazu gab es Wind von vorne und den ziemlich kräftig. Als sich am Nachmittag dann eine
Männerreisegruppe in meinen Windschatten hängte, wollte ich zuerst protestieren, aber nach
einiger Zeit wurde ich von ihnen überholt, so dass nun wiederum ich von dem Windschatten profitieren
konnte.
Rund 25000 junge Leute werden heute zum 4. Ract!-Festival in Tübingen erwartet. Dem entsprechend
ist der Zeltplatz so gut wie ausgebucht. Ich bekomme noch ein winziges Stückchen Rasen zugewiesen
und baue mein Zelt im Wettstreit mit meinen Nachbarn auf. Die beiden Jungs neben mir freuten sich
ein Loch in Bauch, dass sie zu zweit ihr Zelt schneller aufbauen konnten als ich. So sind sie halt...
Beengte Verhältnisse auf dem Zeltplatz in Tübingen
13.06.2009: Beim Dachgeber in Altstdt Ebingen (80 Km gefahren)
Über Rottenburg und Hächingen ging es heute auf dem Hohenzollernradweg bis nach Balingen. Von
dort führte mich die Reise auf einem regionalen Radweg nach Ebingen.
Ich hatte heute das Gefühl, dass ich mehr hoch als weit gefahren bin. Meine Lust zum Radfahren
war nur sehr begrenzt, so dass ich es zeitweise in Erwägung zog, mit der Bahn ein Stück über
den Berg zu fahren. Aber irgendwie habe ich es doch noch geschafft, mit eigener Kraft mein heutiges
Ziel zu erreichen.
In Ebingen bin ich dieses Mal bei der Dachgeberin Christine unter gekommen. Der "Dachgeber" ist ein spezielles
Übernachtungsverzeichnis von Radlerinnen und Radlern, die sich bereit erklärt haben, anderen
RadlerInnen auf Tour für eine Nacht eine einfache, kostenfreie Unterkunft zu gewähren. Das
Verzeichnis basiert auf dem Gegenseitigkeitsprinzip: Nur wer selber bereit ist, einen
Platz zum Schlafen anzubieten, kann umgekehrt bei anderen Dachgebern nächtigen.
Christine gab mir nicht nur ein Dach für die Nacht, sondern kochte für mich auch eine regionale
Spezialität: Spätzle mit Linsen und Wienerle. Auf diesem Wege noch einmal herzlichen Dank an
Christine, für die nette Aufnahme unter Ihrem Dach und für die interessanten Gespräche.
Begegnungen: Christine
Deutschland Teil II
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